In den Korallengärten Nordbalis
Welch ein Kontrast zu den letzten Tagen! Während wir gestern, drüben auf Java, im Angesicht der feurigen Urgewalten, das lebendige Antlitz unserer Erde bestaunt haben, liegen wir heute geruhsam im Schatten eines Baumes, vor uns das Halbrund des schmalen, dunklen Sandstrandes von Pemuteran. Endlich haben wir das Meer erreicht, das uns nach den anstrengenden Tagen Ruhe und Erholung bringen soll.
Lustig rollen die weißen Wellenkämme dem glänzenden Sand zu, verfolgen einander in spielerischem Übermut und werfen sich zuletzt an den Strand, so, als gälte es, als Erster über die Ziellinie zu kommen. In der Tiefe setzt sich das muntere Treiben fort. Hier ist es die bunte Korallenwelt, die, wie ein angelegter Garten dem Sonnenlicht zuwächst. Kleine, blühende Schönheiten, wie Blumenbeete in rot und gelb gehen in das sperrige Geäst von Korallenbäumen über. Dort schwingen Anemonen, und inmitten dieses Parks tummeln sich lustige Kerlchen, ziehen Formationen von Uniformierten ihre Kreise, ducken sich scheue Einzelgänger und prahlen dick aufgeblasene Wichtigtuer. Hellblaue Seesterne spreizen die Beinchen, und die ganz großen Diven, in ihrem prachtvollen Festtagskleid, blicken überheblich aus den Fenstern ihrer Wohnhöhle heraus, nicht bereit auszugehen und sich in ihrer ganzen Schönheit zu zeigen.
Hier, im Norden Balis, steckt der Tourismus noch in den Kinderschuhen, und es ist der Natur zu wünschen, dass dies auch noch länger so bleibt. Der Grund für unseren Aufenthalt hier ist die Insel Pulan Menjangan, die eines der schönsten Tauch- und Schnorchelreviere Indonesiens sein soll. Bereits in Pemuteran finden wir ein äußerst interessantes Riff, das völlig unversehrt ist. Die Einheimischen haben außerdem vor 15 Jahren Metallgestänge am Meeresgrund angebracht, um den Korallen Verankerungen für ihr Wachstum zu bieten. Die unterschiedlich geformten Gerüste sind nun bereits von einer so bunten Schar bevölkert, dass es eine Freude ist. Wir sind von diesem Projekt sehr begeistern, denn hier scheint eine Verbindung von Naturschutz und Tourismus zu gelingen.
Nach einer halbstündigen Bootsfahrt erreicht man die Insel Pulau Menjangan, die Teil des einzigen Nationalparks von Bali ist. Über fünfhundert Fischarten tummeln sich hier in einem völlig intakten Saumriff und zeigen sich uns heute bei einer Sichtweite von 40 Metern klar und strahlend. Da es hier kaum Strömungen gibt, liegen wir faul wie ein Frosch, der alle Viere von sich streckt, im Wasser und lassen uns von einem Fischschwarm zum nächsten treiben.