Dienstag, 16. September 2014

Unsere ersten Feuerberge

Gunung Merapi / Dieng Plateau


Um eins in der Früh startet unsere Sunrise-Tour hinauf auf den gefährlichsten Vulkan Javas, den Gunung Merapi. Zuerst geht es steil durch Kasuarinenwälder hoch, hinter denen ein unglaublich klarer Sternenhimmel blinzelt. Wirklich heftig wird es erst, als wir die letzte Vegetation hinter uns lassen und in den Auswurfsbereich des Vulkans kommen. Unsere Schuhe füllen sich mit einer zentimeterdicken Einlage aus Pimskügelchen. Es macht keinen Sinn, sie auszuleeren, da sie im nächsten Augenblick sowieso gleich wieder voll sind. Unser Guide Achmed ist ein wahrer Schutzengel, in dessen Fußstapfen schreitend, wir den besten Weg in diesem unwegsamen Gelände finden. Auch wenn er kaum Englisch spricht, klappt die Verständigung  bestens. Kurz bevor wir das Aschemeer erreichen, rasten wir zu dritt in einer windgeschützten Höhle, wir haben bereits unsere Winterjacken, Hauben und Handschuhe angezogen. Andächtig bewundern wir den Südhimmel über uns, mit dem „Lindangluku“– dem hell leuchtenden Orion, und die schwarzen Konturen des Gunung Merbabu vor dem Lichtermeer des dicht besiedelten Tieflandes.
Im letzten Abschnitt bis zu dem Kraterrand in fast 3000 Metern Höhe lässt uns der Vulkan leiden. Asche nicht nur in den Schuhen, auch in unseren Lungen und Augen. Längst haben wir uns wie Astronauten vermummt und quälen uns im Gipfelsturm die Lavafelsen hoch. Der Horizont ist zu einer rotglühenden Linie geworden und um uns erheben sich, wie Geister aus einer anderen Welt, die schwarzen Kegel der Nachbarvulkane. Links und rechts faucht es aus kleinen Öffnungen, und der Feuergott haucht uns seinen übelriechenden Schwefelatem entgegen.
Dann sind wir oben! Ergriffenheit und Erschöpfung überkommen uns. Es gibt wohl nur wenige Augenblicke im Leben, in denen einem bewusst wird, das dies einer der ganz großen Momente ist. Wir hocken auf den senkrechten Wänden des 2010 eingestürzten Lavadoms und blicken in den rauchenden Höllenschlund hinunter. Vor uns erhebt sich majestätisch die über alles herrschende Feuergöttin Sonne. Senkrecht steigt sie empor und schickt fast augenblicklich das gleißende Licht des Tages auf die wüste Landschaft, die dem Vulkan zu Füßen liegt, so als wäre es ihr einziger Zweck, seiner Hoheit Ehrfurcht zu zollen. Dahinter, das Grünen der Ebene, ihre Kinder lockend in die Nähe des Vulkans, jetzt, da sein Zorn verflogen ist und er gemütlich vor sich hin qualmt, wie ein Großvater, der in der guten Stube seine Pfeife raucht.




Unweit des Merapi liegt das Dieng-Plateau (Di Hyang - "Zuflucht der Götter"), das der Krater eines längst erloschenen Vulkans ist. Es ist der passende Ort für die Verehrung Shivas, des kosmischen Zerstörers. Die Oberfläche des Farbensees leuchtet aufgrund der Schwefelverbindungen im Wasser, je nach Lichteinfall, in den unterschiedlichsten Blautönen. Heute ist der See ein Juwel in Türkis.




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