Samstag, 11. Oktober 2014

Selamat datang Bali





Kecak Kecak Cak a Cak – der feurige Abschied von Bali

An der südwestlichen Spitze der Bukit-Halbinsel erhebt sich auf einer steilen Klippe, 100 Meter über dem tosenden Ozean, der kleine, aber höchst bedeutsame Tempel Pura Luhur Uluwatu, der Shiwa und Dewi Danu, der Schutzgöttin des Meeres geweiht ist. Das Amphitheater hoch auf den Klippen ist wohl der beste Aufführungsort für den feurigen Kecaktanz.


Der Kecak ist ein balinesisches Tanzdrama, bei dem sich ungefähr 60 männliche, mit einem schwarz-weiß-rot karierten Sarong bekleidete Tänzer rund um eine Öllampe in einen tranceartigen Zustand versetzen. Mit reich geschmückten Darstellern wird das indische Epos Ramayana aufgeführt. Der Zeitpunkt der Vorführung ist so gewählt, dass zeitgleich die Sonne im Meer versinkt und somit das rotglühende Licht das perfekte Bühnenbild liefert. Die Tänzer bilden sitzend oder stehend einen Kreis und verkörpern das mythologische Affenheer, die Helfer des Prinzen Rama. Mit wechselndem Tempo und Lautstärke rufen sie „Kecak Kecak Cak-a-Cak“ während sie mit Armen und Händen beschwörende Bewegungen ausführen. Der monotone Sprechrhythmus aus Explosivlauten legt sich als knatternder Klangteppich unter das Geschehen auf der Bühne, polyrhythmische Beschwörungsformeln, die ganz wesentlich zu dem weltentrückten Eindruck des Tanzes beitragen.



Dienstag, 7. Oktober 2014

Auf dem Weg zum göttlichen Feuer

Tempelzeremonien in Bali







Landschaftsarchitektur in Vollendung

Die Reisterrassen von Jatiluwih sind das älteste Anbau- und Bewässerungssystem von Bali und zählen nicht ohne Grund zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Name Jatiluwih heißt übersetzt „ergreifende Schönheit“ und das gilt für die saftig grünen Terrassen, die sich hier am Hang des Gunung Batukaru in die steilen Schluchten hinunterziehen, allemal. Hier kann man auf schmalen Wegen durch die amphibische Welt aus schwingenden Gräsern und glitzernden Bewässerungsläufen wandern. Wir schauen den Bauern dabei zu, wie sie ihre Arbeiten auf den Feldern verrichten. Kleine Schreine mit Opfergaben für die Reisgöttin Dewi Sri zeigen die Besitzgrenzen an, in den Unterständen rasten die zierlichen Kühe der Bauern. Die Sonne zaubert Sonnenflecken auf das intensive Grün, die wie Scheinwerfer den Schwung der Terrassen beleuchten. Wie Muster eines Kleides liegen die parallelen Linien auf der Landschaft, geschmeidig im Faltenwurf und von strahlender Leuchtkraft.


Das Quellheiligtum Tirta Empul

Einer der Höhepunkte unserer Reise ist das Quellheiligtum Pura Tirta Empul. Hier haben wir die Möglichkeit, an dem nur einmal im Jahr stattfindenden Odalan teilzunehmen. Um die kalte Quelle des Pakerisan-Flusses hat man einen Tempel errichtet, aus dem das kühle Bergwasser über Stufen in mehrere steinerne Badebecken fließt. Die Quelle wird wohl von einem der großen Vulkane der Umgebung gespeist. Die Einheimischen glauben an die Heilkräfte des Wassers und besuchen die Quelle zu Reinigunszeremonien für Körper, Seele und Geist.
Schon beim Anstellen vor dem kleinen Einlass zum Badebereich wird uns klar, dass das heute kein Kurzbesuch werden wird. Wir haben extra Sarongs ausgeliehen, die auch nass werden dürfen, und mit der Eintrittsgebühr rote Kärtchen bekommen, damit erkennbar ist, wann wir hinein dürfen. Der Ansturm der Pilger ist nämlich so groß, dass eine „Blockabfertigung“ notwendig ist. Eine ganze Stunde braten wir in der unbarmherzigen Sonne, eingepfercht zwischen den drängelnden Wartenden. Da die wenigen anderen Westler alle irgendwann aufgeben, sind wir schließlich zuletzt die einzigen „Ungläubigen“, die endlich in den Badebereich vordringen. Hier trifft uns fast der Schlag! Vor uns liegt das heilige Becken mit den Fontänen und darin bilden die Badenden eine sich 6 mal windende Warteschlange im Wasser!!! Der Anblick ist unbeschreiblich. Schnell, schnell hinein mit uns, denn augenblicklich stürzen sich die eben Eingelassenen in das kühle Nass und schließen sich der Reihe aus schlotternden Menschenleibern an. Wir haben also gar keine Zeit, lange nachzudenken, denn einmal drinnen, gibt es kein Entkommen mehr, und wir sind zwei von den ungefähr 400 Pilgern im Becken! Die Einheimischen haben einen unglaublichen Spaß mit uns und freuen sich schon tierisch darauf, uns bei der für sie eiskalten Quelle zu beobachten. Während ihnen die Zähne nur so klappern, sind wir froh, der Hitze beim Anstellen entkommen zu sein. 


Um den exotischen Eindruck noch zu verstärken, entdecken wir, dass inmitten der Haut an Haut Wartenden nicht nur die Blüten der Gebetsblumen schwimmen sondern auch riesige Kois! Bei der Reinigung selbst machen wir alles so, wie es uns gezeigt wird: eine Blüte aus den Gebetskörbchen zupfen, kurz über das Räucherstäbchen halten, dann zwischen die Fingerspitzen nehmen, die Hände zum Gebet falten und auf Stirnhöhe heben. Beten natürlich nicht vergessen! Dann die Blüte hinter ein Ohr klemmen und den Kopf dreimal unter die Fontäne halten, einen Schluck Wasser trinken und weiter zur nächsten Fontäne. 


Nachdem wir uns trockengelegt haben und in neue Sarongs gekleidet sind, dürfen wir noch in das Allerheiligste des Tempels und an dem priesterlichen Gebet teilnehmen.
Zuletzt kommen wir in den Bereich des Tempels, in dem die Opfergaben zubereitet werden: sehr hübsch, die festlich gekleideten Frauen beim Binden, Knüpfen und Nähen der Blumenkörbchen und etwas erschreckend die Männer im Nebenraum, die Kokosschalen mit blutgetränktem Reis und zermahlenem Fleisch befüllen. Die eben erst getöteten Hähnchen, die hier als Blutopfer herhalten müssen, liegen daneben am Boden und die erbarmungswürdigen noch lebenden drängeln sich aufgeregt in den Käfigen.
All dieser Aufwand für das Seelenheil der Menschen, deren gesamtes Leben so absolut dem Jenseitigen zugewendet ist!

Die Mutter aller Tempel

An den Flanken des Gunung Agung, in 959 Metern Höhe liegt mit Pura Besakih die größte Tempelanlage des Landes. Die Ursprünge gehen auf ein prähinduistisches Terrassenheiligtum des frühen 11. Jds. zurück, in dem, wie Inschriften belegen, shivaistische Zeremonien abgehalten und die Vulkangottheiten verehrt wurden. Jahrhundertelang wurde die Tempelanlage erweitert bis sie 200 Bauwerke umfasste. Jedes ehemalige Königshaus, jeder Familienclan und jede Berufsgruppe ist hier mit einem eigenen Tempel vertreten. Zusätzlich zu dem, wie in allen Tempeln, einmal im Jahr stattfindenden Tempelfest, Odalan genannt, begeht man hier alle 100 Jahre die Eka-Dasa-Rudra-Zeremonie, das größte aller balinesischen Opferrituale, dessen Ziel die Reinigung des Universums ist. Alle Vulkangötter steigen zu diesem Anlass vom Heiligen Berg herab und wohnen in den Schreinen von Besakih. Tatsächlich scheinen die Götter ihre wichtigste Wohnstatt auf Bali zu schützen. Als im Jahr 1963 die Vorbereitungen zu dem Fest voll im Gange waren, brach der Vulkan aus. Die Katastrophe forderte mehr als 2000 Todesopfer, 300000 Menschen verloren ihr Zuhause. Diejenigen, die im Tempel vor den Lavaströmen Schutz suchten, wurden wie durch ein Wunder gerettet, da sich knapp oberhalb der Feuerstrom teilte und den Tempel zu beiden Seiten umfloss.

Auch heute, bei unserem Besuch schläft der Vulkan und hüllt sich gegen Mittag friedlich in eine Wolkenhaube. Nicht ganz ungestört (ständig sollen wir eine Donation hinterlassen) streifen wir durch das riesige Areal und bestaunen die zahlreichen Meruh, die wie ein Wald aus schwarzen Türmchen vor dem heiligen Berg stehen. Von ganz oben gelegenen Pura Pangubengan überblicken wir das gesamte Land ringsum und folgen dem versteinerten Blick der zwei Naga, die sich vom Tempel herunterschlängeln.


Affen unter Affen

Wer ist hier der Affe? Das fragt man sich angesichts des unheiligen Benehmens der Touristen im heiligen Monkey Forest von Ubud. Kein Wunder also, dass so manches der bis zu 10 Kilo schweren Makakenmännchen ausrastet oder eines der Muttertiere fauchend sein um den Bauch geschnalltes Junges in Sicherheit bringt. Richtig unangenehm werden die Affen allerdings dann, wenn sie eine Chance wittern, als Diebsgesindel erfolgreich zu sein. Nichts ist vor ihnen sicher, und sie scheuen sich auch nicht, auf den Menschen hoch zu klettern, um die Rucksäcke zu durchsuchen.

 
 

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Von altbalinesischem Zauber und heiligen Fledermäusen

Abgeschieden in dichten Wäldern liegt das Dorf Tenganan, das von einer kleinen Lebensgemeinschaft der Bali Aga bewohnt wird. Dieses Volk führt seine aristokratische Herkunft auf die Zeit der Bedulu-Könige im 10. bis 14. Jh. zurück und gibt sogar Indra, den Götterkönig selbst, als seinen Stammesvater an. Über Jahrhunderte mieden die Bali Aga den Kontakt mit der Außenwelt und heirateten untereinander. Sie gelten als vermögend, verpachten ihre Felder und verrichten selbst, soweit möglich, keine schwere, körperliche Arbeit, um Zeit zu haben für ihre umfangreichen, spirituellen Tätigkeiten.  Die Hauptstraße des Ortes verläuft in der Achse vom Meer zum göttlichen Berg Gunung Agung.
Als wir das Dorf erreichen, werden wir von einem jungen Mann ohne Umwege in einen prunkvollen Raum geführt, wo uns die berühmte Ikat-Weberei des Dorfes gezeigt wird. Die übrigen Balinesen haben für die Bali Aga zwar nur ein mitleidiges Lächeln über, aber an der magischen Kraft des „Kamben Geringsing“ besteht inselweit kein Zweifel. Hierbei handelt es sich um im Doppelikat-Verfahren gefertigte rituelle Tücher, deren Herstellung im Geheimen und nur zu bestimmten, mythologisch festgelegten Tagen erfolgt.



Sowohl Kett- als auch Schussfäden sind eingefärbt, wobei die verwendeten Farben für die Trinität des einen Gottes stehen: Rot für Brahma (Feuer), Schwarz für Vishnu (Wasser) und Weiß für Shiwa (Wind).  Die Methode der Fertigung besteht darin, dass Abschnitte der Kett- und Schussfäden vor dem Färben bündelweise mit Bast umwickelt werden, damit diese nach dem Färben ihre ursprüngliche Farbe behalten. Bis zur Fertigstellung eines Kamben Geringsing können bis zu 5 Jahre vergehen. Die häufig zu beobachtenden, kleinen Löcher sind kein Mottenfraß, sondern Teil des spirituellen Einsatzes dieser Textilien. Fragmente werden von den Tüchern geschnitten, gekocht und anschließend wird die Flüssigkeit als Medizin getrunken.


Besonders schön sind auch die ebenso im Ort gefertigten "Lontar" genannten Palmblattmanuskripte. Zur Herstellung von Lontars werden die Blätter der Lontar-Palme getrocknet, in Stücke geschnitten und zusammen geklebt. Die Vorder- und Rückseiten der Lontars bestehen aus dünnen Täfelchen, auf die die heiligen Texte oder Bilder mit einem harten Stift geritzt werden.
In Tenganan sieht man, so wie in allen anderen Dörfern Balis, am Straßenrand und in den Gehöften prächtige, oft grellbunt gefärbte Hähne unter bienenkorbförmigen Bambuskäfigen. Diese eigens gezüchteten Kampfhähne sind der ganze Stolz ihrer Besitzer. Offiziell ist der Hahnenkampf verboten, aber als rituelles Blutopfer für das Gleichgewicht zwischen den positiven und den negativen Mächten ist er für Balinesen nach wie vor von großer Bedeutung. Er gewährleistet die Stabilität des Kosmos. Überdies hat die Regierung beim Verbot des Kampfes ihre Rechnung ohne die Wettleidenschaft der Balinesen gemacht. Nach wie vor finden in den Dörfern Hahnenkämpfe statt, oft auch mit blutigem Ausgang. Nicht selten verwetten die ausschließlich männlichen Zuschauer dabei Haus und Hof. Das Schicksal des unterlegenen Hahnes ist in jedem Fall besiegelt, denn wenn er den Kampfplatz lebendig verlässt, fällt er doch dem Besitzer des siegreichen Tieres zu und bereichert in der Folge dessen Speiseplan.
 

 

Das letzte Ziel unserer heutigen Besichtigungsfahrt führt uns zum Tempel Goa Lawah am Eingang der gleichnamigen, heiligen Fledermaushöhle. Tausende von Fruchtfledermäusen, eine kleinere Art der Flughunde, hängen in dicken Trauben rund um deren Eingang. Sie baumeln so dicht nebeneinander, dass es so aussieht, als sei der Felsen von einer kompakten Masse zappelnder Leiber überzogen. In der Vorstellung der Gläubigen soll sich die Höhle Goa Lawah bis zum gut 20 km entfernten Pura Besakih, am Fuße des Gunung Agung erstrecken und somit die Verbindung zwischen den kosmischen Gegenpolen Berg und Meer, bzw. Ober- und Unterwelt herstellen.






Gunung Batur - Volcano light

Der Gunung Batur ist zwar nur 1717 Meter hoch, und nach nicht einmal zwei Stunden Marsch steht man schon auf dem Gipfel, aber beeindruckend und sehenswert ist er auf alle Fälle - unser „Volcano light“ also, aber sicher kein Leichtgewicht.
Um den Sonnenaufgang am Gipfel zu erleben, müssen wir bereits um halb drei beim Hotel los. Da eine Besteigung ohne Guide nicht möglich ist (die Dorfgemeinschaft hat sich zusammengeschlossen und lässt sich die Verdienstmöglichkeit, die sich aus den Führungen ergibt, nicht entgehen), bleibt uns keine andere Möglichkeit, als uns den relativ einfachen Weg hinauf führen zu lassen. Eine resolute, junge Frau (ich nenne sie fortan Lady Batur) übernimmt uns und beginnt sofort damit, uns fast jeden Schritt vorzugeben. Ein weiteres Ärgernis ist der Umstand, dass wir es mit einer ziemlich übergewichtigen Matrone zu tun haben, die alle Augenblicke eine Pause braucht. Vorerst will sie uns nur zu einem Aussichtsplatz, mehr als 100 Meter unter dem Gipfel führen, aber da hat sie die Rechnung ohne uns gemacht. Natürlich muss sie auch noch den letzten, rutschigen Kniebeißer hoch. Dafür holt sie sich bei einem kleinen Tempelchen den Beistand der Götter. Wieder einer unserer herrlichen Sonnenaufgänge auf den Vulkanen Indonesiens! Als Frühstückssnak gibt es heißen Tee und grilled banana, die in einem fauchenden Erdloch am Kraterrand zubereitet worden sind, mit dem inneren Feuer unserer Erde sozusagen! Hier in diesem Erdwärmeofen werden auch Eier gekocht und anschließend von den Wanderern verspeist.


Wir sind als bergtauglich eingestuft worden, und dürfen nun sogar den Krater in luftiger Höhe umrunden, eine tolle Gratwanderung mit schönen Tiefblicken. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man auf die jüngsten Lavaergüsse hinunter, die in den 60er Jahren, 1974 und zuletzt im Jahr 2000 beträchtliche Schäden verursachten und viele Menschenleben kosteten. Heute hat man die Bewohner rund um den Vulkan aus der Gefahrenzone abgesiedelt, und die Dörfer höher gelegt. Die schwarzen Lavawüsten kleben als Pechzungen an den Flanken des Vulkans, Zungen, die die Sprache des Feuers sprechen und auch jetzt noch immer von Tod und Verderben erzählen.



Heroben am Kraterrand treiben die Monkeys ihr Unwesen und stellen den Utensilien der Wanderer nach. So „opfere“ ich beispielsweise meine Plastikwasserflasche einem Affenmännchen, das sich in seine Beute geschickt ein kleines Loch knabbert und dann gierig das kostbare Nass aussüffelt. Angesichts dieser einprägsamen Erlebnisse schließen wir diesen „Volcano light“ ins Herz und reihen ihn zu den anderen Vulkanbesteigungen, für die wir Feuer gefangen haben.