Tana Toraja, das Land der Toraja, liegt im Süden Sulawesis. Gleich zu Beginn stellen wir fest, dass wir es hier mit einer zwar altertümlich anmutenden, aber äußerst lebendigen Kultur zu tun haben. Die beeindruckende Architektur der traditionellen Toraja-Häuser findet man überall im Land. Ein landestypisches Dorf besteht aus zwei parallel verlaufenden Häuserreihen in Ost-West-Richtung. Die Wohnhäuser (Tongkonan) blicken nach Norden und damit, nach dem Verständnis der Toraja, den Göttern entgegen. Ihnen gegenüber stehen die Reisspeicher (Alang). Die Stützbalken der Gebäude sind mit zahlreichen Büffelhörnern geschmückt. Weil diese von Opferungen stammen, die bei vergangenen Begräbnissen stattgefunden haben, gibt die Anzahl der Hörner Aufschluss über die soziale Stellung der Bewohner. Während wir durch die Landschaft fahren, sehen wir unzählige dieser Dörfer, die wie eine Ansammlung von Schiffen im grünen Meer der Reisfelder liegen. Sie erinnern an eine über den Ozean kommende Flotte, und das ist durchaus beabsichtigt. Die Schiffsform der Dächer soll nämlich die Boote der allerersten Ahnen darstellen, die etwa zwischen 2500 und 1500 v. Chr. aus dem indochinesischen Raum nach Sulawesi kamen.
Kete Kesu
Im Verständnis der Toraja ist das Leben im Diesseits nur ein Übergang, allein das Sein danach ist von Bedeutung. Die Toten bleiben auf der Erde und müssen sich auf die lange, gefährliche Reise nach Puya begeben, einem mythischen Ort weit im Süden hinter dem Horizont. Ihr Weg beginnt im Grab. Der Erfolg ihrer Reise ist von religiösen Ritualen abhängig, die von den lebenden Verwandten durchgeführt werden müssen. Daraus ergibt sich für die nächsten Angehörigen ein starker sozialer und religiöser Zwang. Diese müssen nämlich so lange sparen, bis die, dem Status entsprechende, Feier finanziert werden kann. Bis dahin wird der Tote in einem Ritus einbalsamiert und, in Tüchern eingebunden, im Haus aufgebahrt. Wenn es endlich soweit ist, dass das Begräbnis stattfinden kann, bringen Verwandte und sonstige Gäste Geschenke mit wie Büffel, Schweine, Palmwein (Tuak) oder auch (wie wir) eine Stange Zigaretten.
Bei der Aufbahrungszeremonie wird der überreich geschmückte Sarg von ungefähr 20 Männern unter fürchterlichem Geschrei zum Heimathaus und wieder zum Platz der Zeremonie zurückgetragen. Die Männer geben unbeschreibliche Urlaute von sich, zu denen auch hysterisches Lachen gehört. Immer wieder schütteln sie den Sarg und gehen Zick-Zack-Linien, so als wollten sie den Toten aufwecken. Der Schein trügt allerdings, denn durch das Hin und Her des Sarges sollen böse Geister abgeschüttelt werden. Jetzt ist es soweit. Die Spannung wächst, denn mittlerweile sind mächtige Bullen hereingeführt worden, und stampfendes Trommeln lässt die Szenerie beben.
Bei der Aufbahrungszeremonie wird der überreich geschmückte Sarg von ungefähr 20 Männern unter fürchterlichem Geschrei zum Heimathaus und wieder zum Platz der Zeremonie zurückgetragen. Die Männer geben unbeschreibliche Urlaute von sich, zu denen auch hysterisches Lachen gehört. Immer wieder schütteln sie den Sarg und gehen Zick-Zack-Linien, so als wollten sie den Toten aufwecken. Der Schein trügt allerdings, denn durch das Hin und Her des Sarges sollen böse Geister abgeschüttelt werden. Jetzt ist es soweit. Die Spannung wächst, denn mittlerweile sind mächtige Bullen hereingeführt worden, und stampfendes Trommeln lässt die Szenerie beben.
Der Schlachtbereich für die Schweine ist hinter dem Häuschen, das uns zugewiesen wurde. Diese schreien erbärmlich, im Augenblick des Todes aber sind sie stumm. Auf einer äußerst luftigen Bambusleiter wird schließlich der Sarg auf ein reich verziertes Podest gehievt, das wie ein Thron in acht Metern Höhe aussieht.
Nun ist es Zeit für uns, zu gehen, denn der teuerste der Bullen, ein hellhäutiges Tier, wird in die Mitte des Platzes geführt. Das Letzte, was wir wahrnehmen, ist das aufgerissene Auge der gequälten Kreatur. Die blaue Iris ist so weit verdreht, dass es den Anschein hat, als blicke der Bulle in sich selbst zurück, in sein Innerstes, das die Göttlichkeit in sich trägt, die alles Leben und Sterben verbindet.
Teilnehmen, Anteilnehmen, zur Kenntnis nehmen und sich nichts zu Herzen nehmen!
Überall im Land findet man Felsengräber mit Holzpuppen, die Tao Tao genannten werden. Weil sie lebensecht die Verstorbenen darstellen sollen, sind sie ganz unterschiedlich gekleidet, tragen Brillen, manche auch Kopfbedeckungen. Einige sind dick, andere dünn. Weil die Verstorbenen im Glauben der Toraja physisch anwesend sind, werden sie regelmäßig mit frischem Wasser und Zigaretten versorgt.
Felsengrab von Suaya
Felsengrab von Tampangallo
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