An den Flanken des Gunung Agung, in 959 Metern Höhe liegt mit Pura Besakih die größte Tempelanlage des Landes. Die Ursprünge gehen auf ein prähinduistisches Terrassenheiligtum des frühen 11. Jds. zurück, in dem, wie Inschriften belegen, shivaistische Zeremonien abgehalten und die Vulkangottheiten verehrt wurden. Jahrhundertelang wurde die Tempelanlage erweitert bis sie 200 Bauwerke umfasste. Jedes ehemalige Königshaus, jeder Familienclan und jede Berufsgruppe ist hier mit einem eigenen Tempel vertreten. Zusätzlich zu dem, wie in allen Tempeln, einmal im Jahr stattfindenden Tempelfest, Odalan genannt, begeht man hier alle 100 Jahre die Eka-Dasa-Rudra-Zeremonie, das größte aller balinesischen Opferrituale, dessen Ziel die Reinigung des Universums ist. Alle Vulkangötter steigen zu diesem Anlass vom Heiligen Berg herab und wohnen in den Schreinen von Besakih. Tatsächlich scheinen die Götter ihre wichtigste Wohnstatt auf Bali zu schützen. Als im Jahr 1963 die Vorbereitungen zu dem Fest voll im Gange waren, brach der Vulkan aus. Die Katastrophe forderte mehr als 2000 Todesopfer, 300000 Menschen verloren ihr Zuhause. Diejenigen, die im Tempel vor den Lavaströmen Schutz suchten, wurden wie durch ein Wunder gerettet, da sich knapp oberhalb der Feuerstrom teilte und den Tempel zu beiden Seiten umfloss.
Auch heute, bei unserem Besuch schläft der Vulkan und hüllt sich gegen Mittag friedlich in eine Wolkenhaube. Nicht ganz ungestört (ständig sollen wir eine Donation hinterlassen) streifen wir durch das riesige Areal und bestaunen die zahlreichen Meruh, die wie ein Wald aus schwarzen Türmchen vor dem heiligen Berg stehen. Von ganz oben gelegenen Pura Pangubengan überblicken wir das gesamte Land ringsum und folgen dem versteinerten Blick der zwei Naga, die sich vom Tempel herunterschlängeln.
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